Bericht von Lydia und Winfried Dier
Teilnehmer:
1. Gruppe: Günter Lauer (Feuerwehr Bliesmengen-Bolchen), Andreas Ochs, Mathias Warken und Martial Meier
2. Gruppe: Willi Lagaly (stellvertretender Ortsvorsteher a. D.), Lydia + Winfried Dier
Der Bürgermeister von Sains-Richaumont, Jean-Pierre Vieville, hatte bei seinem Besuch in Bliesmengen anlässlich der Jubiläumstage 2024 nach Sains-Richaumont zu den jährlichen Feierlichkeiten am Nationalfeiertag, 14. Juli, und dem zeitgleich stattfindenden Dorffest eingeladen. Über diese Einladung haben wir uns sehr gefreut und sind ihr sehr gerne nachgekommen. Die Anreise erfolgte in 2 Gruppen, jeweils mit privaten PKWs.
Die 1. Gruppe reiste am Abend des 13. Juli an. Die Unterbringung dieser Gruppe erfolgte bei dem Wehrführer von Sains-Richaumont, Gaylord Camus. Die Gruppe erlebte einen wunderschönen Vorabend zum Nationalfeiertag mit Feuerwerk und in gemütlicher Runde. Der Rummelplatz war auf dem Rathausvorplatz aufgebaut und machte seinem Namen alle Ehre. Vom Kettenkarusell über einen Autoscooter und sonstige Fahrgeräte und Marktstände war alles vorhanden. Einen solch reich bestückten Rummelplatz kennen wir von zu Hause nicht. Es hat uns total überrascht, dass es so etwas in dem recht kleinen Sains-Richaumont gibt.
Wir, die 2. Gruppe, starteten am Sonntag, 14. Juli, 545 und kamen keine Minute zu früh um Punkt 10°° am Kriegerdenkmal in Sains-Richaumont an. Der Bürgermeister mit dem Gemeinderat, die Feuerwehr und viele Einwohner von Sains-Richaumont hatten sich bereits versammelt, um den Nationalfeiertag zu würdigen und der Toten der Kriege zu gedenken. Die Zeremonie war sehr ergreifend und von einem Trompeter musikalisch umrahmt. Nach der Kranzniederlegung und dem Singen der Marseillaise begaben sich alle Teilnehmer zu Fuß unter musikalischer Begleitung zum Rathausvorplatz. Hier wurde erneut die Marseillaise angestimmt, während die Tricolore gehisst wurde. Wir waren in den Garten des Rathauses eingeladen, dort wartete bereits der „vin d’honneur“ (Ehrenwein) auf uns. Wie immer in Sains-Richaumont war alles aufs Beste vorbereitet und dekoriert worden. Bei schönstem Wetter berichtete der Bürgermeister über die diesjährigen Aktivitäten und geplante zukünftige Projekte in der Gemeinde. Anschließend hatten wir Gelegenheit, uns für die Einladung zu bedanken und unsere Gastgeschenke zu übergeben.
Der Bürgermeister lud uns zum gemeinsamen Mittagessen mit Vertretern des Gemeinerates, der Feuerwehr und weiteren geladenen Gästen in die neue Gemeinschaftshalle ein. Dort konnten wir nach dem Essen auch Filmmaterial aus früheren Begegnungen ansehen. Anschließend zeigte der Stellvertreter des Bürgermeisters, Vincent Lamoureux, noch einige Bilder, auch aus früheren Zeiten, welche ihm vom Social-Media-Team bereitgestellt worden waren.
Es war auch Vincent Lamoureux, der uns eine Besichtigung des Soldatenfriedhofs „Le Sourd“ anbot, welcher sich nur wenige Kilometer von Sains-Richaumont entfernt befindet. Vom 27. – 29. August 1914 fand hier die „Bataille de Guise“ (in Deutschland wird sie als Schlacht von Saint Quentin bezeichnet) statt, eine der ersten großen Schlachten des 1. Weltkrieges. Inmitten einer friedlichen Idylle von Wiesen und Feldern wird einem bewusst, dass hier vor mehr als hundert Jahren fürchterliche Kämpfe tobten. Deutsche und Franzosen, jung und hoffnungsvoll, mussten einem Schießbefehl folgen und verloren ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Bekannte Deutsche, unter anderem Leutnant Heinrich von Bismarck (Enkel des Reichskanzlers Otto von Bismarck), Leutnant Karl Wilhelm von Plettenberg und Hauptmann Egbert von Witzleben sind hier gefallen. Aufgefallen ist uns, dass sich hier viele Namen finden, die uns im Verlauf der weiteren deutschen Geschichte als Widerstandskämpfer, auch im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944, bekannt wurden. Der Friedhof wurde 1916 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Es ruhen dort 699 deutsche Soldaten, 1.333 französische Kriegstote, 25 Russen, 2 Italiener und 1 Rumäne. Auch 5 französische Kriegsgefallene des 2. Weltkrieges wurden hier bestattet.
Die Regionaldirektion für kulturelle Angelegenheiten in Nord-Pas-de-Calais Picardie, Amt für Kulturgüter und Architektur, regionale Schutzstelle für Natur und historische Denkmäler nahm die französische Nekropole sowie die deutsche Kriegsgräberstatte „Le Sourd“ im September 2016 in die Liste der Historischen Denkmäler auf. Im September 2023 hat die UNESCO den Friedhof zur Weltkulturerbestätte erklärt. Er befindet sich in Obhut des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Wir waren überrascht, wie sorgfältig er gepflegt wird.
Sehr nachdenklich geworden verließen wir den geschichtsträchtigen Ort. Im Kopf hämmerte es „Nie wieder Krieg!“. Wieder einmal ist uns bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass sich Menschen verschiedener Nationalitäten besser kennen lernen, und wir hoffen, dass auch die Partnerschaft zwischen Bliesmengen-Bolchen und Sains-Richaumont hierzu ihren Beitrag leisten möge. Großes entsteht immer im Kleinen ...
Zurück in Sains-Richaumont gingen wir nochmal über den kleinen Dorfmarkt und den Rummelplatz. Die 1. Gruppe war schon auf dem Nachhauseweg. So verabschiedeten auch wir uns von unseren Gastgebern und traten, versehen mit den besten Grüßen an unseren Ortsvorsteher und die Ortsgemeinschaft, gegen 1630 die Heimreise an. Die Fahrt verlief reibungslos, nach genau 4 Stunden waren wir wieder zu Hause.
Es war wieder einmal sehr schön, Zeit mit unseren Partnern aus Sains-Richaumont verbringen zu können, verbunden mit der Hoffnung, einen, wenn auch kleinen Beitrag zur Festigung der Freundschaft zwischen Bliesmengen-Bolchen und Sains-Richaumont geleistet zu haben.
Text: Lydia und Winfried Dier
Fotos: Lydia Dier, Andreas Ochs