Einige Bewohner von Bliesmengen-Bolchen verließen im 19. Jahrhundert ihre Heimat und hofften auf eine glückliche Zukunft in Nordamerika. Unter großen Strapazen und begleitet von Ängsten auf den schwankenden Ozeanriesen, überquerten sie den Atlantik mit dem Ziel New York.
Unter ihnen Moritz Bott (* 07.04.1855, † 09.10.1899 Bowling Green), und seine Frau Anna, geb. Bubel, (* 31.07.1852, † 22.04.1892 Bowling Green, Wood County, Ohio), beide aus Bliesbolchen. Bereits kurz nach ihrer standesamtlichen Hochzeit am 20. September 1881 bestiegen sie in Bremen das Auswandererschiff, den Dampfer „Ohio“, nach New York, wo sie am 20. Oktober 1881 eintrafen.
Moritz war erst 26 Jahre alt und von Beruf Ackerer, Metzger und Glasarbeiter, seine Ehefrau Anna Bubel drei Jahre älter (vgl. OFB S. 104 Nr. 236) Den Einwanderungsbehörden gegenüber gab Moritz als Beruf „Farmer“ an. Beide wohnten zuerst in Canastota, Madison, New York. Hier wurden auch die beiden Söhne, Johann Ambrose (* 23.07.1882) und Peter Johann (* 18.05.1884), geboren.
Das Paar zog 1886 mit den Söhnen nach Oneida, New York, und später weiter nach Bowling Green, Ohio. Die Stadt boomte in diesen Jahren wirtschaftlich durch die entdeckten Ölvorkommen. Am 04. Februar1890 wurde hier die Tochter Anna Maria geboren. Die Eltern starben noch jung: im Jahr 1892 zuerst die Mutter der nur zweijährigen Anna Maria an einer Blinddarmentzündung, 1899 der Vater. Die Kinder kamen zu Moritz‘ Bruder Peter (* 16.02.1857 Bliesbolchen), der, ebenfalls Glasarbeiter und noch ledig, seinem Bruder gefolgt und als Auswanderer am 29. Mai 1884 in New York angekommen war. Auch er wohnte 1886 in Oneida, wohl bei seinem Bruder. Peter heiratete 1888 die Amerikanerin Maria Best aus Durhamville, Oneida County, New York. Erst am 4. April 1890 wurde er in die USA eingebürgert. Das Paar bekam zwischen 1889 und 1895 vier eigene Kinder und lebte ab 1897 in Muncie, Delaware, Indiana, einem Zentrum der aufstrebenden Automobilindustrie.
Es war durchaus üblich, dass Amerikaauswanderer vor der Reise das Versprechen gaben, sich mit einem Wegekreuz für die glückliche Ankunft zu bedanken. Geld für die Fertigung und Errichtung wurde an die Verwandten in die alte Heimat geschickt. Das taten auch Moritz und Anna Bott 1886, fünf Jahre nach der Überfahrt. Das Kreuz wird von Einheimischen nach dem Stifter „Moritze Kritz“ genannt. Die Nachkommen der Ausgewanderten hatten noch bis 1922 Briefkontakt mit ihren Verwandten im Ort.
Das Kreuz stand ursprünglich am heutigen Anwesen von Walter und Maria Blum, Gräfinthaler Straße 11. Durch den Hausneubau im Jahre 1977 musste das Wegekreuz weichen und die Familie suchte einen neuen Platz auf ihrem Grundstück an der Abzweigung Eschringer Straße / Alleeweg nach Gräfinthal aus. Das Wegekreuz kam in die Jahre und die Firma Omlor GmbH Steinmetz und Bildhauerei, Bexbach, renovierte 2005 das Kreuz fachmännisch. In den Sommermonaten schmücken das Wegekreuz wunderschöne Blumen der Familie Werner und Elfriede Bruch, und die Bank nebenan lädt Wanderer und Pilger auf dem Weg nach oder vom Kloster Gräfinthal zum Verweilen ein.
Text: Verein für Dorfgeschichte Bliesmengen-Bolchen e. V.
Foto: Dorfverein Bliesmengen-Bolchen e. V.